Text im Netz:
http://www.lyrik-anthologie.de/lyrik/brecht_nachgeborene.htm
Text hören:

Vorlage für die Aufgaben und Quellen des
Vortrages:
http://users.skynet.be/lit/brecht.htm
PowerPoint-Interpretation (anklicken)
Biografie B.B.
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BrechtBertolt/
Analyse
„An die
Nachgeborenen“ ist ein Gedicht, das eine finstere Zeit beschreibt.
Dieses Gedicht ist in drei Teile untergliedert. Im ersten Teil
beschreibt der Dichter, dass eine „finstere Zeit“ herrscht. Er
beschreibt sie mit Unempfindlichkeit, mangelnder Redefreiheit und der
großen Spanne zwischen Armut und Reichtum.
Im zweiten Teil des Gedichtes
wird beschrieben, wie das lyrische Ich sich selbst in dieser „finsteren
Zeit“ verhält. Es geht respektlos mit Liebe, Natur und Leben um.
Der dritte und letzte Teil des
Gedichtes ist ein Appell an die nächsten Generationen. Das lyrische Ich
warnt davor, nicht wie seine Generation zu handeln, sondern aus den
Fehlern der letzten Generation zu lernen.
Das Gedicht besteht insgesamt
aus 13 Strophen ohne Reimschema.
Der erste Teil des Gedichtes
besteht aus fünf Strophen. Der einleitende Satz des Gedichtes lautet:
„Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!“ (Zeile 1) Dieser Satz
erscheint wie eine Erkenntnis, besonders deutlich wird das durch das
„Wirklich“. Es lässt vermuten, dass nachgedacht wurde und zu dem
Ergebnis gekommen ist, dass keine gute Zeit herrscht. Ein anderes
Merkmal für eine Erkenntnis ist das Ausrufezeichen am Ende des Satzes.
Diese Ausrufezeichen zeigt noch einmal die Wichtigkeit dieser
Erkenntnis.
In den nächsten Versen der
ersten Strophe wird erklärt, dass diese finstere Zeit noch gar nicht
erkannt wurde. Wörter wie „töricht“ (Zeile 2), „Unempfindlichkeit“
(Zeile 2) und „Der Lachende“(Zeile2) bestätigen die mangelnde Erkenntnis
über den Ernst der Lage.
In den nächsten drei Strophen
wird die Ungerechtigkeit zwischen den Leidenden und Zufriedenen
beschrieben. Die eigene Lage wird als Glück beschrieben, das sich aber
ganz schnell wieder ändern kann. „Wenn mein Glück aussetzt /bin ich
verloren“ (Zeile 15)
In der letzten Strophe des ersten Teils denkt das
lyrische Ich über den Begriff „weise“ nach. Es bezieht sich auf die
früheren Auslegungen und Bedeutungen des Wortes „weise“. „In den alten
Büchern steht / was weise ist“ (Zeile 23) Hier merkt man sehr gut, dass
Brecht seine Ideale mit einbringt und sie als Lösung für die Probleme
sieht. Die Ideale, wie zum Beispiel ,,Böses mit Gutem zu vergelten“ (Zeile
27) kommen aus der Bibel, die Bertolt Brecht mitunter sehr geprägt hat.
Ein anderer interessanter Aspekt
im Gedicht ist, dass die letzte Strophe genau so endet wie das Gedicht
anfängt. Nämlich mit dem Satz: „Wirklich, ich lebe in Finsteren Zeiten“.
Es wurde eine Erkenntnis gemacht (Zeile 1), diese Erkenntnis wird
begründet (Strophen 2-4) und in der letzten Strophe wird der Rat der
früheren Generationen in betracht gezogen. Die letzen Beiden Verse der
fünften Strophe gehören eng zueinander denn in den Versen davor raten
„die alten Bücher“ (Zeile 23) um weise zu sein gewaltlos zu leben, gut und
furchtlos zu sein und seine eigenen Bedürfnisse zurück zu stellen. Doch
die letzen Beiden Verse Lauten: „Alles das kann ich nicht: Wirklich, ich
lebe in finsteren Zeiten!“ Das lässt vermuten, dass es auch sich selbst
die Schuld für diese ,,Finstere Zeit“ gibt.
Der zweite Teil des Gedichtes
besteht aus vier Strophen. In diesen Strophen wird deutlich, warum das
lyrische Ich sich Mitschuld an dies schlechte Zeit gibt. Denn schon in der
Ersten Strophe erklärt das lyrische Ich, dass es sich mit auf den Aufruhr
und die Empörung einließ. Ganz im Gegensatz zu dem Rat der Alten Bücher in
Zeile 24-25: „ Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit ohne
Furcht verbringen“
In der nächsten Strophe beschreibt
es, wie falsch es mit Leben, Liebe und Natur umgegangen ist. „Schlafen
legte ich mich unter die Mörder/ Der Liebe Pflegte ich achtlos/ Und die
Natur sah ich ohne Geduld.“ Diese Taten widersprechen nochmals dem Rat
der alten Bücher: „Auch ohne Gewalt auskommen Böses mit Gutem vergelten“
(Zeilen 26-27)
Auffällig an diesem zweiten Teil
des Gedichtes sind die abschließenden Sätze in jeder Strophe. Sie enden
alle: „So verging meine Zeit /die auf Erden mir gegeben war“ (Zeilen
36-37, 42-43, 48-49, 54-55). Das Schlüsselwort „Zeit“ hat in diesem
Gedicht einen hohen Stellenwert; es kommt zwölf Mal vor, allein acht Mal
im zweiten Teil des Gedichtes. Im Leser erweckt es den Anschein, als ob
das lyrische Ich bereut, diese ihm gegebene Zeit falsch eingesetzt zu
haben.
Der letzte Teil des Gedichtes
erscheint wie eine Warnung und wie ein Appell an die Zukunft.
In der ersten Strophe des dritten
Teiles richtet sich das lyrische Ich an die Menschen, die aus dieser
schrecklichen Zeit hervorgehen werden. Es warnt sie, nicht dieselben
Fehler zu machen wie in der Vergangenheit. Durch die Anapher in Strophe
drei des letzten Gedichtteils wird die späte Erkenntnis des lyrischen Ichs
noch einmal verdeutlicht. Die Wiederholung des „Auch“ lässt Verzweiflung
über das Unveränderbare, das passiert ist, erahnen.
In der letzten Strophe ist es
interessant zu beobachten, dass der letzte Satz in zwei Verse aufgeteilt
ist. ,,Gedenkt unsrer / mit Nachsicht“ (Zeilen 74-75). Die nächste
Generation soll sich zwar an diese schreckliche Zeit erinnern, dies aber
mit Sinn, damit nicht mehr das Gleiche passiert. Doch gerade hier wird es
paradox. Denn die Ratschläge der „alten Bücher“, wie sie in Strophe fünf
des ersten Teils zu finden sind, sind nicht viel anders als die Warnungen
des lyrischen Sprechers im gesamten Gedicht. Doch am Ende der fünften
Strophe sagt das lyrische Ich selbst, dass es die Ratschläge vergangener
Generationen nicht einhalten kann. Somit ist zu erwarten, dass trotz aller
Warnungen und Ratschläge vergangener Generationen immer wieder eine
„Finstere Zeit“ anbrechen kann.
Paul |