Dortmund

Weihnachtsmarkt und Steinwache

14.12.2006

 

 

 


Der Zug nach Dortmund ist brechend voll. An den Türen und in den Gängen stehen die Menschen eng aneinander. Erst als wir umsteigen, können wir einen Platz ergattern, trotzdem stehen manche noch. Am Dortmunder Hauptbahnhof steigen wir gegen 12.00 Uhr endlich aus und begeben uns in die Menschenmenge der Innenstadt. Die Fußgängerzone ist, obwohl wir Donnerstag haben, gut gefüllt. Einige kleinere Stände des Weihnachtsmarktes sehen wir schon jetzt, doch zuerst einmal reiht sich Geschäft an Geschäft. Parfümerien, S. Oliver, H&M, Zara, verschiedene Bäckereien, Esprit, McDonalds und zwischen den festlich mit Lichtern und Weihnachtsdekoration geschmückten modernen Gebäuden immer wieder verschiedene altertümliche Kirchen und ältere Gebäude.

 

 

Man muss sich durch die Straßen schlängeln, den Leuten ausweichen und bloß auf der richtigen Seite der Fußgängerzone gehen, um nicht umgerannt zu werden. Immer wieder zweigen Seitenstraßen ab, und man muss aufpassen, dass man nicht die Orientierung verliert. Wir haben zwei Stunden Zeit, Dortmund zu erforschen. Und keine Spur vom Markt oder dem größten Weihnachtsbaum Deutschlands.

Zuerst einmal gehen wir zu H&M rein. Zum Glück drängeln sich hier mittags nur wenige Kunden, sodass wir uns ungestört umschauen können. Alle stürzen in die Kosmetikabteilung zu Lidschatten, Lipgloss und Eyeliner. Die ausliegenden Tester werden systematisch ausgehöhlt und auf dem Handrücken ausprobiert. Wir schaffen es, uns eine geschlagene Stunde dort aufzuhalten. Danach sind unsere Mägen so leer, dass wir uns nach McDonalds umsehen. Keine zweihundert Meter weiter hängt das große geschwungene, gelbe M leuchtend über der Straße und weist uns den Weg. Bei BigMacs, Chicken McNuggets, Pommes und Cola probieren wir unsere Einkäufe aus. Wir sind froh, nach annähernd fünf Stunden Stehen für eine Viertelstunde sitzen zu dürfen. Shopping ist halt doch anstrengend!

Dann finden wir auch den Weihnachtsmarkt. In der Mitte ragt der riesige Weihnachtsbaum aus den bunten Buden und Ständen heraus. Die 45m entstehen aus vielen kleinen Tannenbäumen, die an einem Gerüst befestigt werden. So ergibt sich der größte Weihnachtsbaum Deutschlands. Die kurze Zeit, die uns noch bleibt, schlendern wir an den Ständen entlang, kaufen gebrannte Mandeln und Lebkuchen. Es gibt handgemachte Kerzen zu sehen, Buden, an denen man allerlei Wolle kaufen kann, viele verkaufen Bratwurst und Krakauer, manche Schmuck oder aus Blech gefertigte Spielzeuge, wie kleine Lokomotiven oder Boote.

 

 

Gegen zwei Uhr treffen wir uns wieder in der Nähe der Bibliothek bei drei riesigen Fußbällen, die wir oft zu Gesicht bekamen. Zusammen gehen wir zur Mahn- und Gedenkstätte Steinwache. Das triste, ockerfarbene Gebäude steht mitten in Dortmund, kaum zu glauben, dass die Nazis hier Gefangene verhört, verprügelt und festgehalten haben.

Jacken und Taschen werden eingeschlossen und wir können uns frei bewegen auf den vier Etagen. Die Zellen, in denen Tafeln mit Bildern und Texten hängen, sind winzig. Nicht mehr als anderthalb Meter breit und drei Meter lang, in denen die Gefangenen zu mehreren Personen saßen. Ein Bett, in der Ecke die mehr provisorische „Toilette“, ein Bord an der Wand. Mehr passt nicht hinein. Menschen waren hier zwischen kahlen Steinwänden Tage, Monate, Jahre eingesperrt, teils verletzt und übel zugerichtet, mit gebrochenen Armen und Beinen, ohne ärztliche Behandlung. In den Türen sind Löcher eingelassen, von außen hängt eine Klappe davor. Die Gefangenen mussten immer damit rechnen, beobachtet zu werden.

 

 

Nach viel zu kurzer Zeit, um alle Informationstafeln zu lesen, versammeln wir uns wieder und machen uns auf den Weg zum Zug.

Diesmal bekommen wir sogar Sitzplätze. Jeder einen für sich. In normal besetzten Abteilen.

Caroline B