Relativ kurzfristig
entschieden sich die Schülerinnen und Schüler des Deutschkurses aus
der 11, die Vorstellung des
Urfaust unter der Regie von Regine Heintze im Lyz
zu besuchen. Wie integriert man in Zeiten des
Zentralabiturs noch einen solchen Theaterbesuch? Das scheint ein
allgemeines Dilemma geworden zu sein, denn anders ist es kaum zu
erklären, dass diese gute Inszenierung eine so geringe
Zuschauerbeteiligung gefunden hat.
Gerade einmal drei Schulklassen
saßen in fast schon heimeliger Atmosphäre am Bühnenrand, um sich vom
mitreißenden Spiel des jungen Schauspielensembles des
Stellwerkes Weimar einfangen zu lassen.
Für eigene
Inszenierungen im kommenden Jahr konnte man sich einiges abschauen,
vor allem in Bezug auf eine sehr einfache und auch in Schulen
umsetzbare Umsetzung des Bühnenbildes und die hervorragende mediale
Abstimmung mit einer Videorepräsentation von Kilian Görl.
Viel Zeit nahmen sich zum Schluss die Regisseurin und einige
Schauspieler, um dem Publikum Einblicke in die Theaterarbeit zu geben.
Und da wurde auch deutlich, dass das Stück sehr gut in unsere aktuelle
Unterrichtsreihe passt, denn wenn es darum geht, dass auf der Bühne
Beziehungen entwickelt und dargestellt werden, dann ist man von
Watzlawick oder Schulz von Thun nicht weit entfernt.
Dass die Inszenierung offensichtlich einen Zeitraum von 500 Jahren
locker überbrücken konnte - das
alte Volksstück
über den Gelehrten und Magier Faust stammt ja in den Ursprüngen
bereits aus der Reformationszeit, die Gretchengeschichte wiederum
basiert auf einem Fall, der 1772 in Frankfurt verhandelt wurde -
zeigen Äußerungen der Schüler über die Modernität des Stückes. Wenn
die Fußball- und Talkshow-Szenen auch nicht unbedingt zu Goethe zu
passen scheinen, so gebe ich zu bedenken, dass zum alten Volksstück
der Hanswurst unbedingt dazu gehörte - insofern bleiben sich die
Zuschauerinteressen also zumindest ähnlich.
Über die Arbeit des Schauspielers hatten wir uns mit dem
Artikel von Klaus
Maria Brandauer im KiKuMa auseinandergesetzt und
selbstverständlich hatten sich alle im Internet vor dem Theaterbesuch
über Goethe und den Inhalt des Urfaust ebenso informiert wie über das
"Stellwerk". Für diese Vorbereitungen haben wir drei Stunden
gebraucht und für die Rezension nochmals zwei Stunden, eine
sinnvolle Investition!
Es ist zu hoffen, dass sich
Theaterbesuche in Zukunft nicht alleine auf die im Zentralabitur
vorgegebenen Stücke reduziert, denn das wäre ein fatales Ergebnis
aller Bemühungen, unseren Schülern eine grundlegende Bildung und
Vermittlung unserer Kultur mitzugeben.
(mein)
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