"Urfaust"

Theaterbesuch PAL 11

am 8.11.2007 

ausführliche Rezensionen in der Schülerzeitung

Relativ kurzfristig entschieden sich die Schülerinnen und Schüler des Deutschkurses aus der 11, die Vorstellung des Urfaust unter der Regie von Regine Heintze im Lyz zu besuchen. Wie integriert man in Zeiten des Zentralabiturs noch einen solchen Theaterbesuch? Das scheint ein allgemeines Dilemma geworden zu sein, denn anders ist es kaum zu erklären, dass diese gute Inszenierung eine so geringe Zuschauerbeteiligung gefunden hat.

 

Gerade einmal drei Schulklassen saßen in fast schon heimeliger Atmosphäre am Bühnenrand, um sich vom mitreißenden Spiel des jungen Schauspielensembles des Stellwerkes Weimar einfangen zu lassen.

 

Für eigene Inszenierungen im kommenden Jahr konnte man sich einiges abschauen, vor allem in Bezug auf eine sehr einfache und auch in Schulen umsetzbare Umsetzung des Bühnenbildes und die hervorragende mediale Abstimmung mit einer Videorepräsentation von Kilian Görl.

 

Viel Zeit nahmen sich zum Schluss die Regisseurin und einige Schauspieler, um dem Publikum Einblicke in die Theaterarbeit zu geben. Und da wurde auch deutlich, dass das Stück sehr gut in unsere aktuelle Unterrichtsreihe passt, denn wenn es darum geht, dass auf der Bühne Beziehungen entwickelt und dargestellt werden, dann ist man von Watzlawick oder Schulz von Thun nicht weit entfernt.

 

Dass die Inszenierung offensichtlich einen Zeitraum von 500 Jahren locker überbrücken konnte - das alte Volksstück über den Gelehrten und Magier Faust stammt ja in den Ursprüngen bereits aus der Reformationszeit, die Gretchengeschichte wiederum basiert auf einem Fall, der 1772 in Frankfurt verhandelt wurde - zeigen Äußerungen der Schüler über die Modernität des Stückes. Wenn die Fußball- und Talkshow-Szenen auch nicht unbedingt zu Goethe zu passen scheinen, so gebe ich zu bedenken, dass zum alten Volksstück der Hanswurst unbedingt dazu gehörte - insofern bleiben sich die Zuschauerinteressen also zumindest ähnlich.

 

Über die Arbeit des Schauspielers hatten wir uns mit dem Artikel von Klaus Maria Brandauer im KiKuMa auseinandergesetzt und selbstverständlich hatten sich alle im Internet vor dem Theaterbesuch über Goethe und den Inhalt des Urfaust ebenso informiert wie über das "Stellwerk". Für diese Vorbereitungen haben wir  drei Stunden gebraucht und für die Rezension nochmals zwei Stunden, eine  sinnvolle Investition!

 

Es ist zu hoffen, dass sich Theaterbesuche in Zukunft nicht alleine auf die im Zentralabitur vorgegebenen Stücke reduziert, denn das wäre ein fatales Ergebnis aller Bemühungen, unseren Schülern eine grundlegende Bildung und Vermittlung unserer Kultur mitzugeben.

(mein)