Lehrer an Räume binden


Liebe Eltern, 

das Kollegium der Gesamtschule hat sich für das kommende Schuljahr wieder viel vorgenommen. Unter anderem werden ab September auf vielfachen Wunsch des Kollegiums immer zwei Lehrern bzw. Lehrerinnen für einen ganz bestimmten Unterrichtsraum für den Unterricht des 7. bis 13. Jahrgangs verantwortlich sein. Wir nennen dieses neue Vorhaben „Räume an Lehrer binden“. Dieses Projekt bringt nicht nur für uns, sondern auch für die Schüler und Sie als Eltern viele Neuerungen, die Sie evtl. sogar ein paar Euros kosten werden.

Doch zunächst einmal zum Sinn unseres Projektes. Momentan ist es so, dass nach dem Ende einer Unterrichtsstunde die Lehrer den Raum einer Klasse verlassen und ein neuer Lehrer in die Klasse kommt um seinen Unterricht zu beginnen. In der Mittagspause halten sich Schüler ohne direkte Aufsicht in ihren Klassenräumen auf. Eine Klasse hat zwar „ihren“ Klassenraum, doch das System birgt eine Reihe von Nachteilen:

-          Es kommen immer wieder Zerstörungen vor, deren Verursacher oft nicht festgestellt werden kann.

-          Verschiedene Lehrer bevorzugen je nach Fach und Unterrichtszusammenhang unterschiedliche Sitzordnungen (Gruppentische, U-Form, Frontalanordnung, Kreis usw.). Bei einem fast stündlichen Wechsel kann aber die Sitzordnung nur mit hohem Aufwand und Zeitverlust umgestellt werden.

-          Zu einem modernen Unterricht gehören Flexibilisierung und Individualisierung des Unterrichts (siehe PISA). Ein lehrergebundener Raum ermöglicht das schneller und leichter.

-          Da die Räume meist offen stehen sind wertvolle Unterrichtsmedien (Projektoren, Bilder, Bücher, PC usw.) ebenso ungeschützt. In einem kontrollierten Raum hingegen sind hochwertiges privates Material deutlich gesicherter.

-          Die Klassenraumgestaltung mit Produkten, die im Unterricht hergestellt wurden, (Wandzeitungen, Karten, Plakate, Merkregeln usw.) ist momentan nur sehr eingeschränkt möglich, da gerade diese Unterrichtsergebnisse kaum geschont oder sogar häufig zerstört werden. Ähnliches gilt für Bilder, Blumen, Basteleien usw. Gerade solche Dinge fördern aber ein Wohlbefinden in einem Raum und steigern den Lernerfolg.

Betritt die Gesamtschule Eiserfeld hier Neuland? Wir betreten zwar immer gerne Neuland, doch hier sind uns viele Schulen bereits zuvorgekommen: In vielen Ländern, etwa den USA, Schweden oder Polen ist dieses System üblich. Doch auch im Siegerland gibt es Schulen, die so verfahren, beispielsweise die Realschulen in Kreuztal oder Burbach, demnächst auch die in Eiserfeld.

Wer hat das neue Projekt zu verantworten? Auf vielfachen und dringenden Wunsch hat seit Dezember eine sehr große Arbeitsgruppe aus Lehrern, Eltern und Schülern das neue Raumkonzept entwickelt, beraten, diskutiert und immer wieder auf seine Machbarkeit hinterfragt. Wir haben geprüft, ob wir tatsächlich genügend Räume für jeweils 2 Lehrer bzw. Lehrerinnen haben, ob die Pausenflächen ausreichen, welche Erfahrungen Siegerländer Schulen machen, wie die polnische Partnerschule mit diesem System zurecht kommt, wie die Aufsichten geregelt werden müssen usw. usw. Die Schulpflegschaft war ebenso wie die Lehrerkonferenz und die Schulkonferenz damit befasst. Letztere hat ihr positives Votum am 2.7.03 abgegeben, das neue Konzept für ein Jahr zu erproben.

Weshalb eine Erprobung für ein Jahr? Die verschiedenen Gremien sind einhellig der Meinung, dass derzeit keine Gründe erkennbar sind, die von vorneherein ein solches Projekt zum Scheitern bringen. Alle am Diskussionsprozess Beteiligten (und das waren immerhin fast 100 Personen,) sind jedoch der Ansicht, dass erst der Alltag zeigen wird, wo größere Probleme auftauchen, wie sie gelöst werden können, wie nach einigen Wochen der Anlaufphase der Nutzen im Vergleich zum Aufwand sein wird usw. Sollte sich nach Ablauf der Erprobungsphase zeigen, dass die Maßnahme nicht sinnvoll ist, so wird die Schule das Projekt beenden. Sollte sich aber das positive Gegenteil erweisen – und davon gehen wir aus – dann haben wir zumindest organisatorisch einen Rahmen geschaffen um in verbesserter Lernatmosphäre besser und effektiver lernen zu können.

Was sind nun die wichtigsten Neuerungen und Konsequenzen?

-          Es gibt ab September keine Klassenräume mehr (außer im 5. und 6. Jahrgang), sondern nur noch Lehrer-Räume. Die Schüler eines Jahrgangs sollen aber nach Möglichkeit „ihre“ Lehrerräume vorwiegend im Bereich einer Etage, zumindest aber im Bereich eines Gebäudeteils vorfinden (Bedenken Sie hierbei, dass durch Fachunterricht in Sport, Chemie oder Technik und durch den Unterricht in den g- und e-Kursen ohnehin der meiste Unterricht auch jetzt schon nicht im Klassenraum abläuft!).

-          Die Lehrer-Räume werden nur in Gegenwart eines Lehrers aufgeschlossen. Vor Beginn des Unterrichts und in den beiden Pausen von 20 Minuten müssen die Schüler die Lehrer-Räume verlassen und sich in den Pausenbereichen aufhalten. In der Mittagspause werden pro Flur voraussichtlich zwei Räume den Schülern offen stehen, allerdings befindet sich dann dort ein Lehrer.

-          Die Schüler haben keine Möglichkeit mehr ihre Bücher usw. in den Lehrer-Räumen zu lagern. Sie müssen entweder ein Schließfach anmieten (Preis 1,50 Euro pro Monat) oder aber ihre Materialien in ihrer Schultasche aufbewahren, die sie dann immer bei sich tragen sollten. Die Schließfächer werden von einem kommerziellen Unternehmen aufgestellt, mit welchem Sie einen jährlich kündbaren Vertrag schließen können. Die Einzelheiten hierzu werden Ihnen und Ihren Kindern in Kürze noch ausführlich mitgeteilt.

-          Das Mittagspausenangebot (Offenes Angebot) wird sich qualitativ erweitern, ebenso werden neue Sitz- und Kommunikationsgelegenheiten für die Schüler geschaffen werden (Tischgruppen, Stehtische u.ä. in den großen Pausenhallen, vermehrte Nutzung von Mensa und Bibliothek als Aufenthaltsbereich usw.). Die Überlegungen hierzu sind noch nicht abgeschlossen, da sie sich erst am tatsächlichen Bedarf der Schüler im kommenden Jahr orientieren wollen.

Wir werden diese Fragen auf der kommenden Sitzung der Schulpflegschaft nochmals ausführlich diskutieren und die Eltern informieren. Sollten Sie daher Fragen haben, so wenden Sie sich bitte an Ihre jeweiligen Pflegschaftsvorsitzenden. Über die Anmietmöglichkeiten der Schließfächer werden wir Sie wie ausgeführt in Kürze ausführlich informieren.

  

Petra Willkomm, Schulpflegschaftsvoristzende               Werner Jüngst, stellv. Schulleiter

t