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19. Juni 2002

 

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Klassenneubildung 9. Jahrgang
- Ihr Schreiben vom 04.06.02 -

 

Sehr geehrter Herr XXXXXXX(Dezernenet)l[1],

 

anbei einige Auszüge aus unserer Evaluationsarbeit im Bereich Streaming. Sollten sich weitere Fragestellungen ergeben, sind wir gerne bereit, auch andere Evaluationsergebnisse z.B. ausführliche Notenvergleiche) mitzuteilen.

 

Evaluation Streaming

 

Streaming wird in der strukturellen und inhaltlichen Ausgestaltung begleitet von den KlassenlehrerInnen des ersten Jahrgangs. Regelmäßige Meetings (jour fix: MO 13.30h) sichern die Kommunikation.

Das Projekt Streaming wurde von Anfang an mit kritischem Blick begleitet. Streaming war nie Glaubensfrage, sondern eine Reaktion auf die Leistungsdiskussion, daher stand das Projekt immer unter der Prämisse, die Vor- und Nachteile genau zu überprüfen. Leider, wie auch in anderen Bereichen der Schule, unterliegt Streaming multikausalen Faktoren. Trotz allen Bemühens, objektive Ergebnisse durch vielfältige Formen von Evaluation zu erhalten, bleibt der Zweifel, ob nicht doch andere Faktoren eine Wirksamkeit entfaltet haben könnten.

 

 

  1. Einschätzung der Schülerinnen und Schüler des 9. und 10. Jahrgangs am Ende des Schuljahres über den Verlauf und Erfolg sowie ggfs. Kritik der Neuordnung.

 

Anlage 1 (Diskette:Fragebogen A1, Fazit_Fragebogen A2, Auswertung_Diagramme A3)

 

 

  1. Wie beschreibt und bewertet die Schulleitung die Praxis der Leistungsbewertung in den Klassen ?

Prinzipiell wirkt wie auch in normalen Klassen der Gauß- Effekt. Die Notenvergleiche in den durch Streaming betroffenen Fächern ergeben:

Englisch im D-Stream hat eher die Tendenz zu etwas gedämpfterer Notengebung, dagegen Englisch im A-Stream eher die Tendenz zu besserer Notengebung. Das gleiche gilt tendenziell auch für GL. In Deutsch im D-Stream tritt dieser Effekt kaum auf, auch in Mathematik B-Stream nicht.

Vereinfacht ausgedrückt: Die schwachen SchülerInnen schneiden notenmäßig eher besser ab, die leistungsstarken SchülerInnen aber nicht besser als vorher, wobei die Leistungsergebnisse der stärkeren SchülerInnen in E, GL und D z.T. deutlich besser eingeschätzt werden als in früheren Jahrgängen.

Dieser Mechanismus wurde von vorne herein als Crux unseres Modells vorausgesehen, daher wurden die Fächer kritisch begleitet (permanente Notenevaluation), auch in den Gremien, besonders der Schulpflegschaft.

Es bleibt aber prinzipiell die Frage zu stellen, ob diese kritisch begleiteten Tendenzen tatsächlich zu einem höheren Maß an Ungerechtigkeit führen. Sind die Noten z.B. des. e-Kurses im normalen System nicht auch Gauss entsprechend beeinflusst und ist dieser Einfluss gerechter, oder halten die so gewonnenen Noten eher einem übergreifenden Vergleich stand?

Da der Vorteil des Streamings evident war, die Probleme sich aber in einem vertretbaren Rahmen bewegten und Eltern wie auch SchülerInnen vorweg in der INFO- Veranstaltung zum Streaming auf diesen wahrscheinlich eintretenden Effekt hingewiesen wurden, ergaben sich keine Proteste. Natürlich wurde darauf geachtet, dass sich keine Abschlüsse verschlechterten. Zum Abschlusszeungis hin waren die negativen Folgen von Gauss fast aufgehoben. (Anlage A4, zu beachten D und E D-Stream)

Anlage A4 (Diskette:Abschlüsse/Gauss)

 

  1. Welche Maßnahmen wurden / werden ggfs. ergriffen, um die Vergleichbarkeit der Leistungsbewertung sicherzustellen ?

Die zentrale Maßnahme war vor allem in Englisch die enge Zusammenarbeit des D-Stream- Lehrers mit der parallel eingesetzten E-Kurs-Lehrerin. Das von diesen KollegInnen entwickelte Modell sah Klassenarbeiten vor mit einen großen gemeinsamen Teil für beide Kurse und einem Additum (oberstufenbezogen) für den D-Stream. Das Additum konnte die D-Stream-Noten verbessern. Darüber hinaus dienten die obligatorischen Vergleichsarbeiten der Vergleichbarkeit der Leistungsbewertung.

Weitere Maßnahmen waren Notenvergleiche der einzelnen Kurse in den Konferenzen. Anlage A4(Diskette: Abschlüsse_Gauss, PPT-Präsentationen/Notenvergl)

 

  1. Haben sich die der Zuweisung zugrund gelegten Kriterien bewährt ? Werden zum kommenden Schuljahr Korrekturen überlegt ? Sind bereits in der Vergangenheit Korrekturen bei den Zuweisungskriterien vorgenommen worden ?

Die Zuweisungskriterien haben sich bewährt, schließlich entstanden sie aus einer Notenanalyse über mehrere Jahre. In beiden Jahrgängen entwickelten sich die C-Stream-Klassen zunächst problematisch, wir können keine valide Aussage machen, ob dieses strukturbedingt oder eher auf zufällig Konstellationen zurückzuführen ist. Der A-Stream ist zwar schwieriger zu handhaben, die SchülerInnen und KollegInnen identifizieren sich aber sehr mit dieser Gruppe.

Über Korrekturen wird zum 4. Streaming-Jahrgang nachgedacht. Da bis jetzt keine auffälligen Schwächen des Projekts zu registrieren waren, gibt es auch noch keine überzeugenden Veränderungsvorschläge.

Zum SJ 2002/2003 werden wir den A-Stream des JG 10 in Deutsch (Dg) koppeln mit einem De-Kurs des B- und C- Streams. So wird es 4 SchülerInnen ermöglicht, mit De noch FOR zu bekommen, ohne die Klasse wechseln zu müssen. Sollte dieser Versuch erfolgreich sein, könnte er für die 10 konzeptionell aufgenommen werden.

 

  1. Welche Rückmeldungen bezüglich der Qualität des Unterrichts und der pädagogischen Situation gibt es seitens der Lehrerinnen und Lehrer ?

TELL, Kollegin A-Stream JG9: Die SchülerInnen des A-Streams kommen aus sozial schwachen, resp. Migrantenfamilien. Es ist unserer Erfahrung nach sinnvoll, fachübergreifend und projektartig an Themen zu arbeiten, die die lebensweltlichen Erfahrungen der SchülerInnen berühren. Dazu ist verstärkt Klassenunterricht nötig (und durch Streaming möglich). Weitere Analysen durch die Stream- LehrerInnen:

Anlage A5

 

  1. Welche Rückmeldungen gibt es seitens der Eltern ?

Vor der Klassenneubildung im JG8 gibt es jedes Jahr vereinzelt Bedenken: Einige wenige Eltern fragen sich, ob ihre Kinder den für sie adäquaten Klassen zugeteilt werden, einige sorgen sich, ob ihre Kinder im D- Stream überfordert werden, einige, ob man für mehr Leistung wiederum relativ schlechtere Noten bekommt.

Im Vollzug des Streamings hat es bis jetzt über zwei Jahre absolut keine Elternbeschwerden gegeben, sicher auch, weil die Zuweisungen sehr sorgfältig durchgeführt wurden und die Eltern im Rahmen der Gremienarbeit und der allgemeinen Informationsarbeit einbezogen wurden. Unser Streaming- Modell hat sich immer in dem Rahmen bewegt, der den Eltern von Seiten der Schule vorgestellt wurde.

 

  1. Wie wurden / werden die Lehrkräfte auf das neue Modell vorbereitet / begleitet?

Die Vorbereitung erfolgt in Teamkonferenzen. Zwischenergebnisse wurden in LKs vorgestellt. Besonders vorbereitet wird das neue Streaming- Team in einer Konferenz, in der es um die Zuweisung der SchülerInnen zu den Streams geht.

 

  1. Übersicht über die Entwicklung der Abschlussprognosen und Abschlüsse der letzten drei Schuljahre.

Die Abschlussprognosen sind etwas schlechter geworden, bewegen sich aber im Rahmen der Schwankungen der letzten Jahre. Auch hier ist leider nicht nachzuvollziehen, inwieweit die neue AO, Streaming, die kommenden drei schwächeren Jahrgänge oder die allgemeine Leistungsorientierung ihre Wirkung entfaltet haben. Zu beachten ist: Alle SchülerInnen haben die Schule mit Abschluss verlassen.

Anlage A6 (Diskette:Abschlüsse_Gauss/Vergleich)

 

 

Anmerkung des Kolleg en Schnittert, KL 9a: Es fehlt die Frage nach den methodischen Konsequenzen, die sich aus der größeren Homogenität der Klassen ergeben. Es fehlt aber auch unsere verbindliche Antwort, also unser Konzept zu dieser zentralen Frage.

 

Mit freundlichem Gruß

Joachim Pfeifer



[1] Das Streaming-Modell ist der Datei ‚ELT_MODELL_Internetversion’ zu entnehmen