2.3 Lernhaltung aneignen

Eine qualifizierte Teilnahme an unserer sich immer schneller verändernden Gesellschaft (z. B. neue Medien, Globalisierung des Arbeitsmarktes) setzt voraus, dass unsere SchülerInnen am Ende ihrer Schulzeit in der Lage sind, selbstständig weiterzulernen. Vor allem die moderne Berufswelt erwartet MitarbeiterInnen, die ihr ganzes Leben lang lernen. Das setzt neben den bereits genannten Teilaspekten zur Lernkompetenz auch eine positive Grundhaltung unserer SchülerInnen zum Lernen voraus.

Unsere Schule hat sich zur Aufgabe gemacht, die SchülerInnen beim Aufbau einer positiven Lernhaltung zu unterstützen, auch wenn der Einfluss der Schule auf die Lernhaltung nur gering ist. Dennoch wollen wir unsere Möglichkeiten nutzen um unseren SchülerInnen einen kleinen, aber durchaus entscheidenden Vorteil zu verschaffen.

2.3.1 Äußere Motivation

Eine Schule, die durch ein ausgefeiltes Differenzierungssystem allen SchülerInnen möglichst lange alle Schulabschlüsse offen hält, ist motivationsfördernd. Unser System ermöglicht uns Leistung sehr schnell und individuell dadurch anzuerkennen, dass die SchülerInnen ihre Abschlussprognosen verbessern.

Mit unserem System der Leistungsdifferenzierung sprechen wir SchülerInnen mit den unterschiedlichsten Leistungsfähigkeiten an. Dementsprechend integrieren wir eben auch SchülerInnen mit den verschiedensten persönlichen Voraussetzungen unter einem Dach. Diesem Umstand begegnen wir mit einem Wahlpflichtsystem. Neben einem verbindlichen Fächerkanon für alle haben die SchülerInnen bei uns die Gelegenheit ihre Begabungen und Interessen in unterschiedlichen Fächern kennen zu lernen und weiterzuentwickeln.

Einerseits können sie also auf der Basis ihrer individuellen Leistungsfähigkeit ihren Begabungen und Interessen entsprechend zum Schulerfolg kommen. Andererseits lernen sie, dass unterschiedliche Begabungen und Fähigkeiten keine Wertungen beinhalten und dass so jeder seinen Platz zunächst in der Schule und später auch in der Gesellschaft finden kann. Dies sind unverzichtbare Grundvoraussetzungen für ihre Motivation.

2.3.2 Innere Motivation

Die Vermittlung von Lerninhalten lebt von der Motivation derer, die sie vermitteln, und derer, die sie lernen. Unser LehrerInnenkollegium besteht zum größten Teil aus KollegInnen, die sich in ihrem Beruf engagieren und begeisterungsfähig sind. Wir arbeiten intensiv an den Bedingungen für ein Unterrichtskonzept, das die Motivation der SchülerInnen für die Lerninhalte fördert. Nach unserer Auffassung spielen hier neben der Begeisterungsfähigkeit der Lehrerin bzw. des Lehrers vor allem drei Aspekte eine Rolle: Der Lerninhalt muss das Interesse der SchülerInnen erwecken, er muss den SchülerInnen neue Erkenntnisse in Aussicht stellen und er muss in den SchülerInnen das Gefühl hervorrufen, dass sie diese mit eigenen Mitteln auch erkennen können.

Wir sprechen hier also von einem Unterricht, in dessen Mittelpunkt ein Problem steht, für das die SchülerInnen in erster Linie Interesse entwickeln können. Gleichzeitig muss dieses Problem so dosiert sein, dass sie es nicht ohne weiteres lösen können, gleichsam aber das Gefühl haben, es mit angemessenem Einsatz lösen zu können. Durch einen so konzipierten, problemorientierten Unterricht bauen die SchülerInnen im Laufe ihrer Schulkarriere immer differenziertere Lösungsstrategien auf, mit denen sie unterrichtlichen Erfolg haben und die gesellschaftlichen Probleme angehen.

2.3.3 Selbstdisziplin

Zur Selbstdisziplin gehört die Bereitschaft sich anzustrengen und anvisierte Ziele ausdauernd zu verfolgen. Bereits für die SchülerInnen des Jahrgangs 5 sollte an die Stelle von täglichen Hausaufgaben die Arbeit an Wochenplänen treten. Das heißt, die SchülerInnen bekommen in den Hauptfächern für die ganze Woche Aufgaben, die sie erfüllen, wann sie möchten; sie müssen aber zu bestimmten Terminen fertig sein. Der Wochenplan kann durchaus auch Problemstellungen enthalten, die über die Anwendung des im Unterricht Erlernten hinausgehen. Insgesamt hat er sich allerdings noch nicht in allen Klassen durchgesetzt.

Von zunehmender Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Projektarbeit, die in einzelnen Fächern jeweils eine Klassenarbeit ersetzt. Hier müssen die SchülerInnen über einen längeren Zeitraum selbstständig bestimmte, in größeren Zusammenhängen stehende Aufgaben erfüllen und ihre Arbeit, Lösungsansätze und Lösungen in angemessener Weise darstellen. Die Projektarbeit wird in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen. An einem einheitlichen und fachübergreifendem Konzept wird derzeit gearbeitet.

2.3.4 Kooperation – Teamfähigkeit

Die Begabung- und Leistungsvielfalt an der Gesamtschule erfordert ein hohes Maß an Kooperation der SchülerInnen untereinander. In gezielt angelegten Gruppenarbeiten profitieren die leistungsschwachen von den leistungsstarken SchülerInnen, aber auch umgekehrt: Wenn es im Unterricht um die Lösung von wohldosierten Problemen geht, dann finden die SchülerInnen an unserer Schule in der Regel Lösungen auf ganz verschiedenen Abstraktionsniveaus. Das führt zu einer gewissen Bodenständigkeit. In Übungsphasen helfen die schnelleren SchülerInnen den langsameren. Der Nutzen der langsameren SchülerInnen liegt auf der Hand. Der Nutzen der schnelleren SchülerInnen ist hier aber nicht geringer. Sie sind gezwungen, ihre eigenen besonderen Fähigkeiten angemessen und einfühlsam zur Unterstützung anderer einzusetzen. Dafür lassen wir in Unterrichtsstunden und auch im Stundenplan (Arbeitsstunden, Mittagspausen) ganz gezielt Platz.

Gleichzeitig machen unsere SchülerInnen in den verschiedenen Fächern die Erfahrung, dass sich die Fähigkeiten und Begabungen anders verteilen. So erhält jede/r SchülerIn seine Wertschätzung und seine Rolle in der gesamten Lerngruppe. Die SchülerInnen lernen, dass jede/r andere SchülerIn nutzbare Fähigkeiten besitzt, die es zu einem erfolgreichen Gruppenergebnis sinnvoll einzusetzen gilt. Unterstützt wird dieses Prinzip dadurch, dass vor allem der Unterricht in den unteren Jahrgängen idealerweise zum größten Teil von den beiden Klassenlehrern abgedeckt wird.

Alles in allem sind unsere Möglichkeiten zur Förderung von Kooperations- und Teamfähigkeit für den modernen Arbeitsmarkt von unermesslichem Wert. Allerdings fehlen uns für eine konsequente Nutzung die SchülerInnen, die in der GesamtschülerInnenpopulation die Leistungsspitze bilden. Das ist ein Problem, das wohl nur auf der politischen Ebene zu lösen ist und das in den kommenden Jahren viele Diskussionen anregen wird.