2.2 Lernsituationen gestalten

SchülerInnen müssen ihr ganzes Leben lang immer wieder um- und dazulernen. Deshalb reicht es nicht ihnen Inhalte zu vermitteln, die schon bald überholt sein können, sondern sie müssen lernen, wie man selbstständig Informationen beschafft, verarbeitet und weitergibt. An unserer Schule steht die Wissensvermittlung im Vordergrund, die Vermittlung von Lernmethoden erfolgt erst ansatzweise und von den einzelnen KollegInnen auf sehr unterschiedliche Art. Durch Studientage und Weiterbildung sollen ein größerer Konsens, eine Vernetzung zwischen den Fächern und eine breitere Basis für das Erlernen von Lernmethoden geschaffen werden.

2.2.1 Lern- und Schulklima

SchülerInnen haben Verantwortung für ihr eigenes Lernen, auch schon im Jahrgang 5. Die LehrerInnen sind VermittlerInnen von Inhalten und Methoden; sie können den Kindern das Lernen nicht ersparen. Auch die Eltern sind Lernpartner ihrer Kinder. SchülerInnen und Eltern brauchen ein regelmäßiges Feedback über das Gelernte. Dies geschieht schon in vielen Fällen, muss aber noch konsequenter erfolgen. Außerdem wird es nötig sein die Zusammenarbeit mit den Eltern zu verbessern, indem ihnen Hilfen gegeben werden, wie sie ihre Kinder unterstützen können. Deshalb bietet die Gesamtschule Eiserfeld für die Eltern entsprechende Lehrgänge an (z. B. Einführung in die neue Rechtschreibung). Bei älteren SchülerInnen ist die Möglichkeit schulische Leistungen zu erbringen immer öfter beeinträchtigt durch Erwerbsarbeit, lange Anfahrtswege oder familiäre Belastungen

2.2.2 Unterricht

Auch wenn der Unterricht von einzelnen LehrerInnen zu verantworten und durchzuführen ist, gibt es doch inhaltliche Absprachen für die einzelnen Fächer durch schulinterne Lehrpläne, die in den Fachschaften intensiv diskutiert und erarbeitet werden. Ebenso gibt es Absprachen und Rückkoppelungen zwischen den LehrerInnen der einzelnen Jahrgänge und ein erfolgreiches Konzept der Zusammenarbeit zwischen den KlassenlehrerInnen. Für die Einzelberatung von SchülerInnen, Eltern und KollegInnen hat unsere Schule ein sehr gut funktionierendes Beratungssystem. In Bezug auf die Gestaltung des Unterrichts findet ein informeller Austausch statt. Seltener hospitieren KollegInnen beim Unterricht der anderen. Erfolgreiche neue Konzepte werden durch intensive Weiterbildung der einzelnen LehrerInnen kennen gelernt und ausprobiert.

2.2.3 LehrerInnen

LehrerInnen sind VermittlerInnen von Unterrichtsinhalten und Lernmethoden, sie kontrollieren den Lernerfolg. Sie sind ErzieherInnen und BeraterInnen, streben Innovationen an. Diese Sicht der LehrerInnenrolle beinhaltet ein hohes Maß an Verantwortung für das, was SchülerInnen lernen und wie sie es lernen, und damit einen hohen Grad an Belastung.

Ohne die Vermittlung von Wissen durch die/den FachlehrerIn durch darstellendes Lernen können viele Inhalte nicht angemessen vermittelt werden. Ohne das Interesse der SchülerInnen, die eigene, selbsttätige und aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff bleibt Lernen aber zu reproduktiv. Entsprechend müssen größere Anteile des Unterrichts in anderen Organisationsformen stattfinden. Hierzu gibt es viele erfolgreiche Einzelansätze an unserer Schule.

2.2.4 LehrerInnenkompetenz

Wir haben an unserer Schule ein relativ junges Kollegium mit einer guten Mischung erfahrener und jüngerer KollegInnen, sodass auf ein großes Potenzial von gegenseitigen Hilfen und Anregungen zurückgegriffen werden kann. Die KollegInnen werden in ihren Wünschen nach Weiterbildung intensiv durch die Schulleitung unterstützt. Erfahrungsaustausch und gegenseitige Beratung findet in kleineren Gruppen statt.

2.2.5 Erfolgskontrolle

Die Gesamtschule Eiserfeld vergibt mit den Zeugnissen Informationen über Lernerfolge der SchülerInnen. Häufig wird nach der Vergleichbarkeit der Noten gefragt. Durch Vergleichsarbeiten der Hauptfächer in den Jahrgangsstufen 7 und 10 wird eine stärkere Zusammenarbeit und ein höherer Konsens über Notengebung und Leistungsanforderungen gesucht, in vielen Fällen schreiben LehrerInnen auch Parallelarbeiten, tauschen Arbeiten aus und diskutieren ihre Bewertungskriterien. Dieser Austausch ist freiwillig und soll auf alle KollegInnen ausgedehnt werden. Es gibt Ansätze sich entsprechend mit anderen Schulen zu verständigen und auszutauschen, die über den Austausch von Abiturklausuren hinausgehen.

Vergleichbarkeit von Erfolgskontrollen ist aber nicht nur von den erbrachten Leistungen auf dem Papier abhängig, sondern muss auf die Vorbereitung der Arbeiten bezogen werden. Insgesamt müssen die Transferleistungen in vielen Fällen erhöht werden, die eigenständige Denkleistung des Schülers wird stärker zu gewichten sein. Entsprechend werden kurzfristig zu erbringende Reproduktionsleistungen in den Hintergrund treten. Eine solche Umstellung kann nicht kurzfristig erfolgen, da sie sich entscheidend auf den Unterricht auswirkt. In den Fachschaften wird an dieser Thematik gearbeitet, zum Teil sind auch klare Beschlüsse ergangen.

Wenn SchülerInnen aus ihren Fehlern lernen sollen, so müssen Rückmeldungen auf Erfolgskontrollen begründet und nachvollziehbar sein. Sie müssen in angemessenem zeitlichen Abstand zu der Arbeit stehen, und die/der SchülerIn sollte die Chance haben, aus ihren/seinen Fehlern bis zur nächsten Arbeit zu lernen. Dies geschieht bereits in vielen Fällen, muss aber Standard werden. Auch sollte Konsens darüber herrschen, dass Fehler nicht ignoriert werden, sondern konsequent berichtigt werden müssen.

2.2.6  Hausaufgaben

Der Besuch der Gesamtschule bedeutet nicht die völlige Befreiung von Hausaufgaben. Selbstverantwortetes Lernen erfordert individuellen Einsatz der SchülerInnen. Die Arbeitsstunden können nur einen Teil der Übung ausmachen, und hier kann sinnvolles methodisches Arbeiten vermittelt werden. Im Laufe der Schulzeit erhöht sich der Anteil der Hausaufgaben kontinuierlich.

Hausaufgaben werden von SchülerInnen nur dann erledigt, wenn sie für sinnvoll erachtet werden. Dazu müssen sie entweder vorbereitend für den Unterricht sein, sodass SchülerInnen nach einer nicht gemachten Hausaufgabe deutliche Rückkoppelungseffekte für den Lernfortschritt erkennen, oder sie können zur Übung und Vertiefung des Gelernten eingesetzt werden. Hierbei wird zurzeit noch zu stark auf die Kontrolle durch die/den LehrerIn abgehoben.

SchülerInnen müssen jedoch die Kompetenz erwerben, sich in Teams gegenseitig zu kontrollieren und zu beraten. Entsprechend brauchen sie klare Kriterien für die Leistungsbewertung. Hierzu gibt es gute Erfahrungen im Bereich der Oberstufe, jedoch werden diese zukünftig deutlich früher vermittelt, um die Fähigkeit der SchülerInnen zu schulen, die eigene Leistung realistisch einzuschätzen.

Weitere nicht zu unterschätzende Funktionen der Hausaufgaben sind die Aneignung einer positiven Arbeitshaltung und der Trainingseffekt.

2.2.7 Freiarbeit

Ansätze zu freieren Arbeitsformen gibt es in diversen Fächern in Form von Arbeitsmappen und kleinen Projekten. Von einigen LehrerInnen wird in einzelnen Klassen Stationenarbeit durchgeführt. Aufgrund der bisherigen Unterrichtsorganisation ist eine weiter gehende Umstellung auf Freiarbeit kaum möglich. LehrerInnen, die so arbeiten möchten (und können) und Gruppen vorfinden, die dabei gut mitarbeiten, erhalten die notwendigen Freiräume und Unterstützung. Auf diese Weise werden Erfahrungen gesammelt, die für die Weiterentwicklung des Unterrichts nutzbar sind. Außerdem werden an „pädagogischen Tagen“ solche Ansätze in Teams vorgestellt, ausprobiert und erarbeitet.

2.2.8 Wochenpläne

Wochenpläne sind dazu gedacht den SchülerInnen zeitliche Freiräume zu lassen, in denen sie bestimmte Aufgaben erledigen, und dadurch ihre Fähigkeit zum Zeitmanagement zu schulen. Die organisatorische Bindung der Arbeitsstunden an den Fachunterricht gefährdet diesen Ansatz.

Die Intention, die Aufgabenbetreuung den FachlehrerInnen zu überlassen, hat insoweit Berechtigung, als die SchülerInnen qualifizierte Hilfestellung erwarten können. Es ist aber kontraproduktiv, wenn dies dazu führt, dass die Arbeit sich wieder einmal auf die/den FachlehrerIn zentriert statt auf gegenseitige Hilfen durch SchülerInnen und selbstständige Informationsbeschaffung oder sogar in einer weiteren Fachunterrichtsstunde endet.

Hinzu kommt, dass vor allem in den unteren Jahrgängen Wochenpläne in den Arbeitsstunden nur sinnvoll organisiert werden können, wenn die LehrerIn-SchülerIn-Relation nicht zu hoch ist. Bei einfacher LehrerInnenbesetzung ist die zurzeit herrschende Praxis in Bezug auf den Wissenserwerb effektiver, in Bezug auf den Erwerb von Lernkompetenz angreifbar. An diesem Punkt arbeiten die KollegInnen im Rahmen der gegebenen Ressourcen. Hier würde ein Deputat für doppelt besetzte Stunden die Effizienz der Arbeit verbessern.

2.2.9 Informationsbeschaffung

Techniken der Informationsbeschaffung werden in den Fächern auf unterschiedliche, fachspezifisch orientierte Weise geübt. Insgesamt müssen Fertigkeiten, die sich auf Informationsaufnahme aus Texten, Bildern oder Tabellen beziehen, vielseitig und mehr vernetzt vermittelt werden. Wir arbeiten an einem Gesamtcurriculum, das die Methodenkompetenz fächerübergreifend und in Form eines Spiralcurriculums aufgreift. In den Fachschaften werden die in der Methodenspirale für die einzelnen Fächer und Jahrgänge festgelegten Inhalte in den Lehrplänen integriert. Zu wenig nutzen können die SchülerInnen zurzeit die Ressourcen unserer großen Bibliothek und die Möglichkeiten, die das Internet bietet. Auch die Beherrschung der selbsttätigen Recherche ist bei unseren Schülern noch zu gering ausgeprägt.

2.2.10 Informationsaufbereitung

Zuweilen meinen SchülerInnen, es reiche Informationen aus Büchern zu kopieren oder aus dem Internet herunterzuladen, nach dem Motto: Hauptsache, ich weiß, wo ich es finde. Grundsätzlich ist auch dieses Wissen wichtig, aber deshalb ist eine Grundbildung nicht verzichtbar. Das bedeutet, dass SchülerInnen sich die Informationen auch im jeweiligen Zusammenhang aneignen müssen und die Informationen so aufbereiten müssen, dass sie sie auch für ihre LernpartnerInnen nutzbar machen. Dazu gehören fachliche und soziale Kompetenzen, die den SchülerInnen vermittelt werden müssen.

2.2.11 Informationsbereitstellung

Um eigenes Wissen an andere weiterzugeben, müssen SchülerInnen angemessene Formen der Darstellung von Sachverhalten kennen. Dazu brauchen sie ein umfangreiches Repertoire an Visualisierungstechniken, sprachlicher Kommunikationsfähigkeit, Organisationskompetenz, Ordnungsprinzipien und persönlicher Kompetenz, z. B. Selbstsicherheit. Diese Fähigkeiten haben einige SchülerInnen am Ende ihrer Schullaufbahn erworben, doch hier ist regelmäßiges Lernen und Üben vonnöten, um mehr SchülerInnen zu erreichen.

2.2.12 Referate

Eine Form der Informationsbereitstellung ist das SchülerInnenreferat. Häufig fallen diese so wenig zufrieden stellend aus, dass auch der Lernerfolg der MitschülerInnen nicht gewährleistet ist, und die LehrerInnen müssen wieder auf traditionelle Unterrichtsformen zurückgreifen. Auch Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind für ReferentInnen wichtige Qualifikationen, wenn Referate sinnvoll in den Unterricht eingebunden werden sollen. In diesem Bereich besteht Handlungsbedarf, sowohl was die Technik und die Qualität von Referaten betrifft als auch in Bezug auf die Förderung von Eigenständigkeit und Verantwortlichkeit der SchülerInnen. Ansätze zu einer Verbesserung der Situation sind vorhanden. Innerhalb des Methodentrainings muss hier ein schlüssiges Konzept erarbeitet werden

2.2.13 Sozialformen

Teamfähigkeit ist eine Schlüsselqualifikation, die SchülerInnen erwerben müssen. Bei gemeinsamen SchülerInnenexperimenten, Referaten zu zweit sowie in Projekten können sie diese erwerben. Erfahrungen mit Gruppenarbeit bedeuten auch Rückschläge und Widerstände. Erfolgreich und dauerhaft zu vermitteln ist Gruppenarbeit, wenn sie im Klassenverband eingeführt und in vielen Fächern intensiv und regelmäßig eingeübt wird. Diese Aufgabe wird früh im Rahmen des Methodencurriculums durchzuführen sein. Weiterhin sind gegenseitiger Erfahrungsaustausch und Unterstützung der KollegInnen notwendig.

2.2.14  Multisensorisches Lernen – mit allen Sinnen lernen

Die Ergebnisse der Gehirnphysiologie und der Lernforschung weisen die Bedeutung des Lernens mit allen Sinnen aus, das die vielen unterschiedlichen Lerntypen berücksichtigt. Auch wissen wir, dass die Sinne vieler SchülerInnen einseitig belastet werden. Dementsprechend wird der Sportunterricht vielseitig angelegt. Auch durch die Einrichtung des „KuMu-Unterrichts“ haben wir auf die Situation der Kinder reagiert. Während im naturwissenschaftlichen Bereich z. B. durch Schülerexperimente, für die unsere Schüler eine sehr gute räumliche und materielle Ausstattung vorfinden, viele Anregungen geboten werden, sind die Bereiche Sprache und Gesellschaftswissenschaften in Bezug auf handlungsorientiertes Lernen noch ausbaufähig. Das betrifft Material und Methoden.

Mit allen Sinnen zu lernen bedeutet auch, alle Sinne beisammen zu haben. Dazu brauchen manche SchülerInnen Zeiten und Bewegungsräume, die sie in den Pausen und im Ganztag zur Verfügung haben. Andere SchülerInnen benötigen Phasen der Ruhe und Erholung.