7D auf den Spuren Martin Luthers

clip_image002[2017-04-25 MEIN] Beim Moscheebesuch vor zwei Jahren hatten sich die Schülerinnen und Schüler der 7 D fest vorgenommen, auch die Innenräume der christlichen Kirchen kennenzulernen. Jetzt bot sich mit Luther eine besondere Gelegenheit.

Nach kurzen Stopps an Martinikirche und Fürstengruft wurden wir von Stadtibliothekar Thomas Günther und seiner Praktikantin vor der St. Marienkirche empfangen. „Luther in der katholischen Kirche – das ist eine Premiere, aber eigentlich ganz richtig so!“

Von Diakon Matthias Weißner erfuhren wir unter dem Motto „Luther lernt“ Neues über das Leben des Katholiken Martin Luther. Dass er zuerst Mönch und Priester wurde und erst danach Theologie studierte, kann man sich heute kaum vorstellen. Gut nachvollziehen konnten jedoch alle seine Empörung darüber, dass man sich von Sünden bei der Kirche freikaufen sollte. Dass Luther die päpstliche Bannbulle einfach verbrannte, fanden wir aber uncool. In heutigen Zeiten mit Klassenrat und Streitschlichtung würde man doch eher aufs Argumentieren setzen, meinten die Schüler.

clip_image004Wie wirkte sich die Reformation in Siegen aus? St. Martini und St. Nikolai wurden evangelische Gotteshäuser und die Franziskanerkirche nutzte man simultan, also mit beiden Konfessionen. Das scheint nicht immer einfach gewesen zu sein. Vier Jahre stritt man sich deshalb und ließ sich einiges einfallen, um den Gegner zu provozieren. Das ging so weit, dass man sogar den Fürstenstuhl in der Kirche ansägte, um die andere Seite buchstäblich vom Hocker zu reißen, wie uns der Diakon eindrücklich vermittelte. Erst nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 und nach dem großen Stadtbrand 1695 wurde die katholische Marienkirche erbaut. Heute liegen dort die katholischen Urahnen des holländischen Königs mit seiner Familie begraben.

clip_image006In der zweiten Etappe der Luther – Rallye hieß es in der Stadtbibliothek „Luther schreibt“. Thomas Günther hatte sich dazu etwas Besonderes ausgedacht. Wir fanden uns nämlich in einem Refektorium wieder, worin Tinte und Federkiele bereit lagen, um zu schreiben wie Martin Luther damals seine Bibelübersetzung. Dass das nicht ohne Gekleckse und Gestöhne ablief, versteht sich von selbst. Die Faksimile-Ausgabe der Luther- Bibel in Fraktur ist ja schon schwer genug zu lesen, aber wirklich kompliziert wird es, wenn man Kurrentschrift oder Sütterlin entziffern oder gar schreiben soll.

clip_image008Nach einer kurzen Erkundung der Stadtbibliothek war es nur ein Katzensprung zur Nikolaikirche. Dort erwartete uns bereits Pfarrerin Annegret Mayr, um uns den weiteren Weg Luthers unter dem Motto „Luther lehrt“ anschaulich darzustellen. Auch wenn Luther selbst nicht in Siegen war, so übernahm doch sein Mitstreiter Erasmus Sarcerius hier das Amt des Rektors der Lateinschule. Nicht viele Menschen konnten vor 500 Jahren lesen und nur ganz wenige verstanden Latein. Luther bot den Menschen Bildung durch die Bibelübersetzung in die deutsche Sprache und das Hören des Wortes im Gottesdienst, aber auch durch die Unterstützung der Schulen. In Siegen lag diese direkt unter dem Kirchendach des Krönchens, wie wir an einem Modell der Kirche sehen konnten.

Wie es sich anfühlt, selbst auf der Kanzel zu stehen und anderen Menschen etwas Wichtiges mitzuteilen, durften die Schüler schließlich selbst auf der Kanzel ausprobieren.

clip_image010Dass es keine Bilder und farbigen Fenster in der Nikolaikirche gibt, weil das vom Zuhören ablenken könnte, leuchtete allen ein, auch wenn uns die Fenster in der St. Marienkirche gut gefallen hatten. Schließlich wurde auch noch der Unterschied zwischen Eucharistie- und Abendmahlsfeier erklärt und somit die Bedeutung des Tabernakels in der katholischen Kirche. Die Schüler der 7 D wissen jetzt genau, woran sie erkennen, ob sie in einer katholischen oder evangelischen Kirche sind. Aber nicht nur Trennendes wurde angesprochen, sondern vor allem auch die Gemeinsamkeiten der Konfessionen und das friedliche Miteinander mit den Muslimen. So traute sich auch ein Mitschüler, die erste Sure des Korans zu sprechen und sie, weil für Luther das Wort in deutscher Sprache so wichtig ist, zu übersetzen und zu erklären, weshalb der Glaube helfen kann, Streit zu vermeiden.

clip_image012Zum krönenden Abschluss hatte es aufgehört zu regnen und Frau Mayr holte zu unserer Freude den Schlüssel zum Kirchturm. Nach 159 anstrengenden Stufen gab es zur Belohnung eine herrliche Aussicht über die ganze Stadt und das Läuten der Mittagsglocken zu unseren Füßen. Nach so viel Information durch die Experten geht es nun in die zweite Runde: Selbst eine Luther-Ausstellung zu entwickeln für unsere jüngsten Schüler, im Lutherjahr Ehrensache.