Fridays for future – oder doch nur freitags frei?

Eiserfelder Gesamtschüler nehmen an Freitagsdemo in Siegen teil

[DICK 2019-03-16] Florian schwänzt heute nicht den Unterricht, er ist auf einer Exkursion. Zusammen mit Schülern der Q1, seinen Klassenkameraden aus der 10c und seiner GL-Lehrerin Eva Tellmann haben sie sich im Unterricht dazu entschlossen, ganz  offiziell und abgesegnet durch die Schulleitung der Gesamtschule Eiserfeld, an der Siegener Freitagsdemo teilzu-nehmen.

Einen Freifahrtsschein gibt es nämlich nicht, an dieser wöchentlichen Veranstaltung für mehr Klimaschutz teilnehmen zu dürfen. Vielmehr befinden sich die Schulen in einem Dilemma. Einerseits wollen sie die Jugendlichen zu mehr politischem Bewusstsein und Verantwortung erziehen, andererseits wird mit der Schulpflicht und dem regelmäßigen Unterrichtsbesuch gemahnt.

„Wir brauchen junge Menschen, die sich einmischen“, bewertete kürzlich Bundespräsident Steinmeier positiv das Engagement der Jugendlichen, und genau das hat auch Florian auf dem Schirm.  Zunächst ist unklar, wer den Zug der einigen hundert versammelten Schüler anführen wird, doch dann ertönt ein Megaphon. Die beeindruckende Menge von jungen Leuten setzt sich über die Siegener Sandstraße durch die Innenstadt bis zum Rathausplatz in der Oberstadt in Bewegung. Für die noch Unerfahrenen unter den Demonstranten werden unterwegs Handzettel mit Demosprüchen verteilt und nach kurzer Zeit skandieren auch die Eiserfelder Gesamtschüler mit: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!“

Bei einem Zwischenstopp fallen dann in Reden durch das Megaphon auch die entsprechenden Schlagworte: Die Halbherzigkeit der Klimapolitik, der Ausstieg aus der Braunkohle, die nicht erreichten Klimaziele, der Hambacher Forst – viele reagieren laut und machen ihren Unmut zu diesen Themen deutlich. Auch ihre Plakate ähneln jenen, die man dieser Tage in den Medien sieht. Doch es gibt auch Schüler wie Florian, der aufmerksam beobachtet, dass etliche Schüler Kaffee aus Plastikbechern einer angesagten Kaffeehauskette trinken und achtlos ihre Zigarettenkippen auf den Boden werfen.

Also doch eher nur freitags frei? Nein, so negativ fällt die Bilanz für die Eiserfelder Schüler nicht aus. Sie haben durch ihre Schule die Chance bekommen, sich selbst ein Bild zu machen, sich wahlweise einzumischen oder nur mitzugehen, aber bei allem auch ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass es nur diese eine Erde gibt. Und deren Schutz steht ganz oben auf der Agenda vieler Jugendlicher – das ist zu spüren.