110% Literatur unter den Augen des Dichterfürsten…

[14.11.2012 J. Zuther] …durften Jannik Zuther, Jahrgang 13 der GEE, und die neun anderen Gewinner des Essay-Wettbewerbs 2012 der Berkenkamp-Stiftung vier Oktobertage lang genießen. Die Stiftung, die seit 2005 jährlich einen NRW-weiten Schreibwettbewerb veranstaltet, an dem sich Schüler des 10. – 13. Schuljahres beteiligen dürfen, hat auch im Jahr 2012 wieder Einsendungen von vielen Schulen im ganzen Land erhalten.

Ziel des Wettbewerbs war es dabei, einen Essay, d.h. einen freien Text, über eines der drei vorgegebenen Themen zu schreiben. Die Themen in diesem Jahr waren:
1. Was möchte ich aus meiner Kindheit retten?
2. „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ (Albert Einstein)
3. Brauchen Gefühle eine Sprache?
Von fast 250 Einsendungen aus insgesamt 85 Schulen wurden dabei die zehn besten von einer Jury ermittelt. Diese wurden – ohne weitere Platzierung – nach Marbach eingeladen, dem Geburtsort Friedrich Schillers, in dem auch das zweitgrößte Archiv für deutsche Literatur der Neuzeit steht, für dessen Verwaltung die Stiftung mit zuständig ist.

   
Vom 22. – 25. erlangten die Zehn dabei einen umfassenden Eindruck in das Innere des
Archivs, in dem sich nicht nur Tagebücher und Manuskripte vieler berühmter
deutschsprachiger Autoren wie Schiller, Franz Kafka, Hermann Hesse und Thomas Mann
befinden, sondern auch Malereien, Totenmasken, viele persönliche Gegenstände wie
Schreibfedern und -tische und andere unschätzbare Sammlerstücke.
In den drei Tagen ihres Aufenthalts wurden die Preisträger vom Landesbeauftragten Dr.
Helmut Rücker, Beirats-Mitglied Dr. Manfred Derpmann, Seminarleiter Rudi Kienzle und anderen Beauftragten der Stiftung, rund um die Uhr betreut und durch die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Marbacher Literaturwelt geführt, unter anderem durch das Marbacher Schiller-Museum und die Literaturbibliothek.

   
Da das Hauptziel des Ausflugs eine Förderung der literarischen Fähigkeiten der Preisträger war, kam auch diese Seite nicht zu kurz. Für ein am zweiten Tag stattfindendes Schreibseminar hatte die Stiftung Angelika Overath, eine bekannte Schriftstellerin und Journalistin, eingeladen.
Diese zeigte den zehn Jugendlichen durch zahlreiche Beispiele und Übungen unter anderem, wie man aus wenigen Stichwörtern eine kohärente Geschichte bildet, wie man möglichst viele Informationen indirekt in einen kleinen Text verpackt, und welchen Einfluss die Erzählstruktur auf den Leser hat.


Nach mehreren Stunden gab es dabei nur wenige Pausen, um den rauchenden Köpfen und
schmerzenden Händen der tapferen Schreiber eine Erholung zu gönnen, denn das
Tagesprogramm war eng gestrickt.
So kam in den drei Tagen ihres Aufenthalts keine Langeweile bei den Zehn auf – ständig
wurden sie auf Trab gehalten, ja, es schien, als drehe sich alles nur um sie. Nicht nur einem wurde angesichts dieses Aufwands, der für sie alle bereitet wurde, und für den sie nicht einmal bezahlen mussten, hin und wieder leicht schwindelig.
Am letzten Tag wurde dann noch das Geburtshaus Schillers besucht, dessen Augen schon
vorher ständig auf ihnen gelegen hatten – denn der Schiller-Park in Marbach bildet das
Zentrum für den Komplex aus Literaturarchiv, Schillermuseum und Bibliothek, und jeder
Besucher kommt nicht umhin, der über allem thronenden Statue des Meisters Respekt zu
zollen.


In Erwartung des baldigen Abschieds wurde vor dem Geburtshaus noch ein Erinnerungsfoto geschossen.
Von links nach rechts: Dr. Rücker, Dr. Derpmann, Franka Gewehr aus Köln, Jannik Zuther,
Philipp Klaus aus Aachen, Jens Storp aus Recklinghausen, Benedict Dahm aus Olpe, Barbara Steffen aus Dortmund, Mona Schauties aus Halle, Klara Rühe aus Geseke, Johanna Gremme aus Dülmen, Herr Kienzle, und zwei weitere Betreuerinnen der Stiftung.


Ein interessanter weiterer Fakt: Bis auf Jannik sind alle Gewinner Gymnasiasten, was jedoch für keinerlei Unfrieden sorgte. Überhaupt kamen alle sehr gut mit einander aus, und die Abende wurden genutzt, um sich in kleiner Runde gegenseitig mitgebrachte Texte vorzulesen.
Bei der Trennung am Bahnhof waren sich alle einig: Die Fahrt war jede Minute wert
gewesen, und so viel Literatur auf einmal hatten sie alle bisher selten erlebt.
Für keinen von ihnen war es wirklich das Ende, denn durch die drei Tage Anleitung waren sie nun jeder perfekt auf den Beginn ihrer eigenen schriftstellerischen Karriere vorbereitet –
„Und vielleicht haben wir ja dann irgendwann auch Manuskripte von euch im Archiv.“,
war auch das gewesen, was während ihres Ausflugs immer wieder zu hören bekamen.
Wer das Essay von Jannik gerne lesen und ggf. weitere Infos dazu bekommen würde, kann es
sich hier, auf seiner Homepage, ansehen und auch herunterladen.