SCHNEESPORTFAHRT in Coronazeiten

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[2022-02-09 HÜTT] Knapp 50 Eiserfelder Gesamtschüler:innen sind am 22.1.‘22 nach einer Woche Skifahren- und Snowboarden alle coronanegativ und glücklich vom Stubaier Gletscher zurückgekehrt. Wetter und Schneebedingungen waren bestens aber vor allem war es nach sehr langer Zeit nochmal ein Erlebnis der besonderen Art,  ein Miteinander wie wir es viel zu lange vermisst haben, eine Woche, von der die Schüler zehren können.

Fahren oder nicht fahren?

Diese Frage haben wir über Wochen in langen Beratungsgesprächen im Schneesportleitungsteam immer wieder aktualisiert, Risiken abgewägt, organisatorisch immer weiter optimiert, in enger Absprache mit unseren Ansprechpartnern aus Österreich.Mehr als ein Jahr lang haben sich unsere Schüler auf diese Schneesportfahrt gefreut. „Was tun wir unseren Schülern an, wenn wir diese Fahrt absagen, obwohl uns alle Gesetze sagen „ihr dürft reisen“?“ fragte unser Schulleiter vor diesem Hintergrund trefflich. Die Jugendlichen brauchen einen Lichtblick, das war Konsens. Nachdem neben der Reiseplanung auch Maßnahmen für eine sichere Rückkehr der Schneesportler in den Schulalltag in Form von 2 Tagen Hybridunterricht, abgeklärt mit Arnsberg, gesorgt war, haben wir uns gemeinsam mit der Schulleitung dazu entschieden unsere Schneesportfahrt durchzuführen.

In unseren Sport Leistungskursen lernt man, dass man ein Wagnis freiwillig und bewusst aufsucht und damit einhergehend eine unsichere Situation akzeptiert und versucht diese mithilfe von Fähigkeiten und Sicherheitsmaßnahmen zu meistern. Genau so sind wir an unser Wagnis herangegangen, so weit als uns nur irgend möglich kalkuliert, mit ausschließlich Freiwilligen in Form einer Angebotsfahrt und mit ausschließlich immunisierten Teilnehmern, wie es das Gesetz seitens Österreich vorschrieb.

HÜRDEN: Es waren so viele Hürden wie nie zu überwinden. Eine zum ersten Mal seit 20 Jahren selbst organisierte Schneesportfahrt ohne Reiseanbieter, mehrfache Änderungen der Einreisebedingungen, Ausfälle im Betreuerteam, Aushandlung fairer Stornierungsbedingungen für diverse Szenarien mit allen Subunternehmern, stetige Aktualisierungen des Immunisierungsstatus aller Teilnehmer, Infektionsschutzmaßnahmen und ein enger Kontakt zu allen Subunternehmern unserer Reisebausteine.

Abfahrt – oder die Fahrt in der BUBBLE

Die Teststation

Oberstes Gebot war es, eine sogenannte Blase als Gruppe so weit als möglich aufrecht zu erhalten. Alleinige Gruppe im Reisebus mit Maskenpflicht, frisch getestet vor der Abfahrt, ein Gasthof nur für uns, ein eigener Skibus, Gondeln wo möglich ohne andere Touristen, Mittagessen in einem nur uns zugänglichen Speisesaal. Tägliche Tests wurden durchgeführt, um mögliche Infektionen frühzeitig zu erkennen. Das Vorgehen für mögliche Positivfälle wurde im Vorhinein mit Herberge und Eltern abgeklärt. Essen und Einkehren außerhalb der Blase war nicht erlaubt, weder an Raststätten, noch im Skigebiet. Alles ist gut gegangen, nicht zuletzt wegen einem beinahe vollkommen leeren Skigebiet, was auch im Vorhinein dank unserer rund 20 jährigen Schneesporterfahrung an der GEE kalkulierbar war. Zehn bis zwölf Prozent Auslastung bedeuteten beinahe menschenleere Pisten im sogenannten „Januarloch“, keine langen Schlangen an Liften. Auch Österreich hatte in Form von Einreiseerlaubnis nur mit 2G plus aktuellem PCR-Test oder Boosterimpfung vorgesorgt. Maskenpflicht auf Wegen in der Unterkunft sowie im Skigebiet und in Liften.

Alleine im Schulalltag hätten wir ein Vielfaches mehr an täglichen Kontakten gehabt, Kontakte in Freizeit wären noch hinzu gekommen. All das hätten wir ohne unsere Schüler und Schülereltern nicht realisieren können. Die Schülereltern haben uns ihre Zustimmung zur Fahrt signalisiert. Auf unsere Schüler war ausnahmslos in jedem Moment Verlass. Bereits vor Reiseantritt gehörte die Absprache dazu, dass Betreuer wie Schüler Kontakt zu Coronapositiven kommunizieren und nicht mitfahren können. So mussten kurzfristig leider drei Schüler:innen zu Hause bleiben. Eine Blase ist ein fragiles Gebilde, von innen wie außen. Auch die Maskenpflicht wurde von der Mannschaft vorbildlich eingehalten. Wenn ein Kellner des Skigebiets am Ende einer Schneesportwoche eine Laudatio im Speisesaal zum Dank an eine Gruppe von rund 50 Jugendlichen richtet, um ihr Verhalten und ihre Freundlichkeit zu loben, so spricht dies Bände für unsere Schüler:innen.

Die menschenleeren Pisten durften wir am Stubaier Gletscher bei Kaiserwetter unsicher machen, mit Ski- und Snowboardgruppen in jeweils drei Könnensstufen. Vom Anfänger bis zum Profi kamen alle auf ihre Kosten. Unser Hüttenwirt hat uns mit den Zutaten aus dem zugehörigen 5-Sterne-Hotel in seiner Herberge königlich bekocht und auch das fehlende Après Ski mit seiner uhrigen Gaststube ausgleichen können. Ein einzigartiger Service für eine Jugendgruppe. Alle waren überglücklich endlich noch einmal gemeinsam, in einer großen Gruppe, etwas erleben zu dürfen. Die ersten Momente des maskenlosen Zusammenseins fühlten sich trotz täglicher Testung für uns befremdlich an. In diesem Moment wird einem ansatzweise bewusst, was zwei Jahre Pandemie mit stetigem Maskenkontakt psychisch wie sozial bewirkt haben.

Endlich wieder Emotionen in Schülergesichtern sehen zu können, hat uns wirklich glücklich gemacht, denn es war ausschließlich Freude und ein Stück verloren gegangene Freiheit im Zusammenleben. Ein Seelenurlaub für unsere Schüler. Das war alle Mühen wert. Ein gelungenes Wagnis, Ziel erreicht! Danke Mannschaft!