Abschlussfahrt nach Marseille? – Sonne, Strand und ein Stück echtes Leben

Abschlussfahrt nach Marseille?! Klingt erstmal mutig. Manche fragten sich: Ist das überhaupt verantwortbar – mit fast 100 Schüler*innen quer durch Europa, in eine Stadt, der ein Ruf mit hoher Kriminaltitäsrate anhaftet? Genau dieser Frage haben wir uns gestellt – gemeinsam mit der Schulleitung, Reiseveranstaltern und nach reichlich Recherche. Am Ende stand der Entschluss: Wir wagen es!

Denn mal ehrlich – jede Großstadt hat ihre Ecken. Ob Paris, Barcelona, Lissabon, Berlin oder Siegen: Kriminalität gibt es überall. Entscheidend ist, wie man sich verhält. Also haben wir die Ärmel hochgekrempelt und mit unserer Mannschaft über ganz praktische Dinge gesprochen:

  • Welche Stadtteile meide ich lieber?
  • Wie verhalte ich mich an belebten Plätzen?
  • Was tun, wenn eine Situation kippt?
  • Wann wechsle ich besser die Straßenseite?
  • Wie achten wir als Gruppe aufeinander?

Die Schüler*innen haben so nicht nur für diese eine Woche gelernt, sondern fürs Leben. Verantwortung übernehmen, wachsam sein – und trotzdem offen, neugierig und lebensfroh durch die Welt gehen.

Und dann ging es los: Marseille. Eine Stadt wie ein Mosaik. Mediterran und orientalisch zugleich, weltoffen und voller Kontraste. Da trifft französisches Flair auf marokkanische Teestuben, moderne Street Art auf jahrhundertealte Häfen. Hier gibt es Sonne, Strand und Meer – und zugleich die pulsierende Energie einer Metropole.

Unsere Tage waren bunt und intensiv: mal selbstständig die Stadt erkunden, mal als Gruppe Kultur erleben oder in das Nachleben marseilles eintauchen, mal einfach den Sand unter den Füßen spüren. Dabei haben wir die schönen wie auch die rauen Seiten gesehen – und genau das machte die Erfahrung so echt. Besonders eindrücklich: Die Kontraste von Reich und Arm, die sich oft nur durch eine einzige Straßenseite trennen.

Was bleibt? Erinnerungen an offene Begegnungen, freundliche Franzosen, Marokkaner und viele andere Europäer, aber auch Respekt vor den rohen Seiten einer Metropole. Eindrücke von einer Stadt, die uns herausgefordert und bereichert hat. Und das gute Gefühl, dass unsere Schüler*innen nicht nur Sonne getankt, sondern auch ein Stück Welt- und Lebenserfahrung gewonnen haben.

Im Folgenden beschreiben zwei Schülerinnen die Fahrt.

Am Sonntagabend traf sich unsere Jahrgangsstufe gegen 21:30 Uhr, um die Abschlussfahrt nach Marseille anzutreten. Aufgrund der Nachtfahrt verging die Zeit im Bus relativ schnell, da die meisten die Fahrt zum Schlafen nutzten. Nach rund 18 Stunden erreichten wir am nächsten Nachmittag unser Ziel, das Meininger Hotel mitten in Marseille! Nach der Zimmereinteilung hatten wir zunächst etwas Zeit, um anzukommen. Später trafen wir uns im Innenhof des Hotels und gingen im Sonnenschein gemeinsam zum Hafen, der etwa 20 Gehminuten entfernt lag. Dort trennten wir uns in Kleingruppen und ließen den Abend selbstständig ausklingen.

Der nächste Morgen begann mit einem reichhaltigen Frühstück im Hotel. Anschließend erkundeten wir die Sehenswürdigkeiten in vier Gruppen, die von unseren Lehrkräften begleitet wurden. Die Stadtbesichtigung war im Voraus geplant und orientierte sich an unseren Interessen. Auch das Wetter spielte mit, sodass wir gegen Mittag wieder im Hotel ankamen. Von dort fuhren wir gemeinsam mit dem Bus zum Strand Plage du Prado, an dem wir den restlichen Tag verbrachten. Einige nutzten die Zeit zum Sonnenbaden, andere kühlten sich im Meer ab, fuhren auf dem SUP oder spielten Volleyball und Fußball.

Nach der Rückkehr ins Hotel bereiteten wir uns auf den Abend vor, der uns zur freien Verfügung stand. Zahlreiche Restaurants und Bars boten vielfältige Möglichkeiten zur Verpflegung. Gegen Mitternacht trafen wir uns nach Absprache mit unseren Lehrkräften wieder im Hotel. Dank E-Rollern, Fahrrädern, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Fahrdiensten wie Uber war die Rückkehr unkompliziert.

Auch der folgende Tag begann mit dem Frühstück im Hotel. Danach stand eine Wanderung im Nationalpark zur Calanque de Sormiou an. Der Weg dauerte etwa eine Stunde und war sehr uneben, doch fast alle waren – wie von den Lehrkräften empfohlen – mit geeignetem Schuhwerk ausgestattet. ;)
Am Ziel angekommen wurden wir mit klarem, blauem Meer und einem Sandstrand belohnt. Dort verbrachten wir erneut den Tag, einige aßen in einem nahegelegenen Restaurant. Der Abend verlief ähnlich wie zuvor: Viele verbrachten die Zeit am Hafen oder in Bars.

Am vorletzten Tag besichtigte eine Gruppe das berühmte Mucem, die andere Gruppe besuchte die Cosquer Mediteranée. Dort konnte ein detailgetreuer Nachbau der Cosquer Höhle besichtigt werden. Danach blieb etwas Zeit für Einkäufe, ehe wir mit einer Fähre vorbei am ehemaligen Gefängnis Château d’If zur Frioul-Insel fuhren, wo wir den Nachmittag am Strand verbrachten.

Am Abend hatten wir erneut Freizeit. Viele trafen sich am Cours Julien, ein alternatives Szeneviertel mit vielen Bars.


Den letzten Tag nutzten wir überwiegend zum Einkaufen und Essen. Pünktlich um 16:00 Uhr traten wir die Rückfahrt an. Die Stimmung im Bus war ruhig, da wir alle erschöpft waren. Am nächsten Morgen sind alle gesund wieder in Siegen angekommen.


Rückblickend lässt sich festhalten, dass Marseille eine Stadt mit vielen schönen, aber auch erschreckenden Seiten ist. Wir bekamen vielfältige Eindrücke, sowohl positive als auch negative. Dennoch haben wir stets gut aufeinander geachtet und uns verantwortungsvoll verhalten. Die Abschlussfahrt war eine wertvolle gemeinsame Zeit, die uns noch einmal zusammengeschweißt hat, bevor nun der ernste und letzte Teil beginnt.

Ein besonderer Dank gilt unseren Stufenleitern, Frau Thome und Herrn Hütter, sowie Frau Feldheim und Herrn Schreiber, die uns begleitet haben. Durch ihr Vertrauen und ihre Unterstützung wurde uns eine erlebnisreiche, unvergessliche Abschlussfahrt ermöglicht.

Hannah Mack & Hannah Kaulen, Q2