„Lasst euch nicht auf ein Schwarz-Weiß-Denken ein“

Gesamtschule Eiserfeld mit Siegel „Schule ohne Rassismus“ zertifiziert – Mehmet G. Daimagüler Pate der Aktion

[2019-12-02 JUDI] Die meisten der schrecklichen Ereignisse mit rassistischem Hintergrund sind vielen noch aus den Medien präsent, Namen und Orte klingen immer noch nach und machen immer noch betroffen. Der Anschlag in Halle an der Saale, NSU Prozesse, der Mordfall Walter Lübcke, um nur drei Beispiele zu nennen. Und da ist der fast schon tagtägliche Niederschlag von Antisemitismus in unserer Sprache. In diesen Zeiten scheint es besonders wichtig zu sein, ein Zeichen gegen Rassismus und den aufkeimenden Rechtsruck zu setzen. Genau dies bekundete jetzt die Lehrer- und Schülerschaft der Gesamtschule Eiserfeld (GEE) in ihrer offiziellen Veranstaltung zur Siegelverleihung „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“.

„Eine Schule ohne Rassismus und mit Courage – das ist eine fortwährende Verpflichtung“, stellte Schulleiter Werner Jüngst nach der Begrüßung zahlreicher Ehrengäste in seiner Eröffnungsrede fest und kam mit dieser weitreichenden Aussage schnell an den Kern der Siegelverleihung, den auch Schuldezernent André Schmidt und Landrat Andreas Müller in ihren Grußworten aufgriffen.

Vielfältige Aktionen waren bis hier hin schon im letzten Schuljahr vorausgegangen. So sammelten die Schüler der Klasse 8a unter der Leitung von Claudia Henke die erforderlichen Unterschriften und brachten so den Stein maßgeblich ins Rollen. Ein großer Aktionstag zum Internationalen Tag gegen Rassismus wurde mithilfe der SV organisiert. Dies und vieles mehr hatte den Boden für die Zertifizierung bereitet und dazu geführt, dass Ehrengäste wie Dr. Mehmet G. Daimagüler als Pate der Aktion, Landrat Andreas Müller, André Schmidt als Vertreter des Schulträgers und der Stadt Siegen, Karsten Burkhardt vom kommunalen Integrationszentrum sowie Vertreter der Partnerfirmen, Elternvertreter und viele mehr der Einladung zur Feierstunde gefolgt waren.

Hierzu hatten sich Schüler und Lehrer ein kurzweiliges, vor allem aber tiefgründiges Programm einfallen lassen, durch das Nele Beichler (Q2) mit viel Empathie und Professionalität führte. Kernstück des Programms war eine Gesprächsrunde mit Alon Sander von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, André Schmidt, Mehmet Daimagüler, Andreas Müller, Matthias Rink als Vertreter des Handwerks sowie Uschi Zingler (Didaktische Leiterin der GEE), Monika Kreutz (Elternvertreterin) und Jakob Schwarz (SV). Vier verschiedene Gesprächsimpulse wurden auf der Bühne durch Schülerbeiträge initiiert. Zu den Begriffen Begegnung, Solidarität, Wertschätzung und Laut-Werden wurden in dieser Reihenfolge eindrucksvoll eine Theaterszene von gee whiz!, ein Filmeinspieler, Gedanken einer DuG-Theatergruppe und ein Sprechtheater von vier Schülerinnen zum „Nein-Sagen“ geboten. Auch die Schulrockband unterstrich mit ihrem Titel „Macht euch laut“ deutlich ihre Botschaft.

In vielen Beiträgen wurde klargemacht, wie wichtig es ist, das Andere im Anderen überhaupt erst einmal kennen zu lernen und zu tolerieren. Unfassbar leise wurde es dann in der voll besetzten Aula der Schule, als Dr. Mehmet G. Daimagüler seine Rede hielt. Teilweise sehr bewegende Eindrücke aus seiner Kindheit in Niederschelden, sehr persönliche Eindrücke aus seiner Tätigkeit als Anwalt von Opfern im NSU Prozess, Schilderungen von Ereignissen, die sein Leben nachhaltig prägten – keinem Zuhörer blieb bei dieser Feierstunde verborgen, warum Mehmet Daimagüler für Offenheit und Toleranz und gegen ein Schwarz-Weiß-Denken in unserer Gesellschaft steht. „Ein Leben mit Hass muss unheimlich anstrengend sein“, formulierte er gegen Ende seiner Rede und schlug drei Schritte vor, dem immer unverhohlener werdenden Hass gegen Minderheiten in unserer Gesellschaft entgegenzutreten: Unser eigenes Denken und Sprechen reflektieren, ein wachsames Auge auf unsere Nächsten, sogar in der Familie, zu haben und in unserer Gesellschaft nicht zu schweigen, wenn Werte der Demokratie missachtet werden.

Damit steckte Daimagüler noch einmal deutlich eine Leitlinie für die Gesamtschule Eiserfeld als „Schule ohne Rassismus und mit Courage“ ab. Mit der Zertifizierung ist die Gesamtschule Eiserfeld jetzt eine von 20 Schulen im Kreisgebiet, die sich dieser Leitlinie nachhaltig verpflichtet sieht.

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